Theorie
Was
nützt einem
das schönste 3D-Bild -
wenn man es
nicht betrachten kann?
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Bilder oder Videos
in 3D zu betrachten - jede davon mit ihren eigenen Vor-und Nachteilen.
Leider gibt es aber keinen "Königsweg", um digitale oder
analoge Bilder in 3D zu betrachten.
Für gedruckte 3D-Bilder im Stereokarten-Format - also die zwei
Halbbilder im Augenabstand nebeneinander auf einem Blatt - gibt es eine
Vielzahl von Stereoskopen, angefangen bei wunderschönen, alten
Holz-Geräten aus dem XIX. Jahrhundert bis hin zu modernen,
kostengünstigen Papp-Betrachtern oder hochwertigen
Kunststoff-Stereoskopen. Hier ist die maximale Breite der Einzelbilder
auf
ca. 65 mm beschränkt. Eine große Auswahl an solchen
Betrachtern und vieles mehr hat
Peter Kaiser bei www.perspektrum.de.
Des Weiteren gibt es weniger verbreitete Spiegelstereoskope, die
sperrig und schwer zu bedienen sind, aber den Blick auf
größere Einzelbilder freigeben - dies kommt der
Bildschärfe und allgemeinen Bildqualität zugute. Ein
schönes Beispiel ist das faltbare "Folioscope" von Sylvain
Arnoux aus Frankreich.
Ausgebuffte Stereoskopiker beherrschen den "Kreuzblick", mit dem sie
über Kreuz, das linke Halbbild auf der rechten Seite und das
rechte links, großformatige räumliche Bilder ohne
Hilfsmittel sehen
können.
Prismenbetrachter, zum Beispiel der KMQ-Betrachter, erlauben es,
3D-Bilder mit übereinander angeordneten Halbbildern zu sehen,
jedoch muss dabei der Betrachtungsabstand genau eingehalten werden.
Eine Sonderstellung nehmen die Lentikular-Prints ein. Diese bestehen im
Idealfall aus mindestens 4 Einzelansichten - je mehr es aber sind,
desto besser. Eine Linsenraster-Folie, die auf das Bild geklebt ist,
lenkt die Teilbilder zu den Augen und erzeugt so - ganz ohne
Hilfsmittel - den räumlichen Eindruck. So kann sogar ein
großformatiges 3D-Bild in einem Rahmen an der Wand
hängen und wird räumlich wahrgenommen. Sowohl das
Aufnahme- als auch das Druck- und Laminierverfahren, insbesondere bei
größeren Formaten, sind allerdigs sehr
aufwändig und entsprechend teuer.
3D-Dias können in eigenen 3D-Betrachtern zur Geltung kommen -
oder aber mit Projektoren auf eine metallisierte Leinwand geworfen
werden. Polarisationsfilter vor den Projektionsobjektiven und in der
Brille des Betrachters sorgen dafür, dass das linke Halbbild
nur ins linke Auge gelangt, das rechte aber nur zum rechten Auge
vordringt. Viele der Größen der Stereoskopie haben
sich einen Namen gemacht mit beeindruckenden öffentlichen
3D-Diavorträgen vor einem großen Publikum.
Immer wieder erscheinen neue Betrachtungsgeräte für
Papierbilder oder Dias auf dem Markt – ich bitte um
Verständnis, wenn ich sie hier nicht alle beschreiben kann. Es
lohnt sich, öfters mal im Internet zu recherchieren.
Im Zeitalter der digitalen Fotografie gibt es eine geradezu
explodierende Anzahl von neuen Möglichkeiten: es kommen fast
schon wöchentlich neue Produkte auf den Markt: 3D- Monitore,
3D-Fernseher, 3D-fähige digitale Bilderrahmen und Displays an
Smartphones, Tablet-PCs etc., die mit unterschiedlichen technischen
Ansätzen und in unterschiedlicher Qualität alle
dasselbe wollen: mit oder ohne Hilfsmittel (in Form von Shutter- oder
Polfilterbrillen) ein Bild räumlich sichtbar machen.
Eine der besten und bewährtesten Methoden, für einen
kleinen Zuschauerkreis digitale 3D-Bilder in voller Auflösung
und in voller Farbe darzustellen, ist die CoBox, nach ihrem Erfinder Co
(Jacobus) van Ekeren so benannt. Sie besteht aus zwei Flachbildschirmen
in einem rechten Winkel zueinander – einer frontal vor dem
Betrachter, einer kopfüber, mit der Bildfläche nach
unten gerichtet. Dazwischen, in einem Winkel von 45 Grad, ein
halbdurchlässiger Spiegel. Jetzt reicht eine einfache, linear
polarisierte Brille, um eine sehr gute Kanaltrennung zu erreichen. Co
van Ekeren hielt zu Lebzeiten solide gebaute Co-Boxen für
seine
Kunden bereit Er starb viel zu früh im März 2012.
Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich so
eine Box auch in Eigenregie bauen.
Und dann gibt es noch die vielen Beamer! Einige von ihnen - aber wohl
nicht alle – sind in Paaren für eine Projektion mit
Polfiltern, ähnlich den Diaprojektionen, geeignet. Andere
wiederum können als Einzelgeräte Shutterbrillen
ansteuern &ndash. Eine der besten Quellen für
kompetente und
aktuelle Information im deutschsprachigen Raum ist www.stereoforum.org, ins Leben gerufen
von Werner Bloos.
Digitale – oder digitalisierte - Stereo-Paare können
mit Hilfe von einfachen, teilweise kostenlosen, Softwares zu
Anaglyphenbildern verarbeitet werden. Solche Bilder können mit
sehr einfachen Mitteln – nämlich einer
Anaglyphenbrille, (in aller Regel Rot / Cyan) sowohl auf
Computerbildschirmen als auch auf Papierabzügen in ihrer
räumlichen Tiefe bewundert werden. Einen Nachteil haben wir
auch hier: die Farben gehen ganz oder teilweise verloren. Die Vorteile
dieser Methode liegen in ihrer Einfachheit. Anaglyphenbrillen
kann man bei www.perspektrum.de beziehen.
Auch die Bilder auf meiner Website basieren auf Rot / Cyan-Anaglyphen.
Leider kursieren
in den letzten Jahren auch viele, schlecht gemachte,
Farb-Anaglyphenbilder im Internet und in Printmedien, bei denen z. B.
rote oder blau-grüne Farbflächen den Genuss
trüben,
weil sie mit einem Auge dunkel, mit dem anderen aber hell wahrgenommen
werden, was beim Betrachtenden zwangsläufig Unbehagen
auslöst. Das bringt dieses wundervolle Medium nur in
Misskredit! Es gehört viel Wissen und Können dazu,
gute Farb-Anaglyphenbilder zu erzeugen, darum mein Rat: Farb-Anaglyphen
vorsichtig und kritisch anwenden, sonst wenden sich unsere
„Kunden“ mit berechtigter Abscheu ab. Im
Zweifelsfall also lieber auf
der sicheren Seite bleiben und gleich „graue“
Anaglyphen erzeugen!